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Geschrieben von Manfred Placzek am 11.02.2008 um 11:19:

Daumen hoch! Hans Herrmann wird 84

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Hans Hermann feiert in wenigen Tagen seinen 80. Geburtstag: Glück gehabt, es aber nie strapaziert

Stuttgart - In der Vollgasbranche galt er zu seiner aktiven Zeit als Hans im Glück. Der legendäre PS-Guru Carlo Abarth, in Wien geboren, die
meiste Zeit seines Lebens in Italien wirkend, hat über den Rennfahrer Hans Herrmann einmal gesagt: "Er ist derjenige der Weltklassepiloten, der
mit dem geringsten Risiko am schnellsten fährt." Herrmann, der als Werksfahrer von 1962 bis 1965 viele Siege bei Sportwagenrennen für Abarth
herausgefahren hat, wird am 23. Februar seinen 80. Geburtstag feiern.

Vielleicht hat diese kalkulierte Risikobereitschaft den gebürtigen Stuttgarter davor bewahrt, das gleiche Schicksal zu erleiden wie viele seiner
Rennfahrerkollegen und -freunde, die das Rasen am Limit und darüber hinaus mit dem Leben bezahlten. Doch es gehörte auch eine gehörige
Portion Glück dazu. Seinen ersten schweren Unfall hatte Herrmann, damals Mitglied der im Aufbau befindlichen Mercedes-Benz-Werksmannschaft,
im Mai 1954 bei Versuchsfahrten auf dem alten Hockenheimring. Als er mit circa 200 km/h die rechtwinklige Stadtkurve anbremsen wollte,löste sich
ein nur provisorisch befestigter Schlauch der Ölleitung. Das siedend heiße Schmiermittel ergoss sich nicht nur über seine Füße, sondern auch über
das Bremspedal, von dem er prompt abrutschte.

Unglücklicherweise tauchten just in diesem Moment zwei Radfahrerinnen in der als Notausgang für die Stadtkurve dienenden Straße auf. Um sie nicht über
den Haufen zu fahren, steuerte Herrmann den Formel-1-Rennwagen, Typ W 196, geistesgegenwärtig gegen die Wand eines nahegelegenen Wohnhauses.
Das Fahrzeug war ein Totalschaden. Hans Herrmann verbrachte neun Tage im Krankenhaus, dann entließ er sich selbst und startete zwei Tage später trotz
starker Schmerzen in den verbrühten Beinen für Porsche auf dem Nürburgring.

Schwerer in Unfall in Monaco

Ein knappes Jahr später erwischte es den gelernten Konditor - seine Mutter betrieb in Stuttgart ein Café - erneut schwer. Auf der Jagd nach einem guten
Startplatz für den Grand Prix von Monaco krachte Herrmann im Samstagstraining bei der Anfahrt zur Casinokurve rechtwinklig in eine steinerne Balustrade,
weil an seinem Mercedes-Formel-I-Wagen ein Rad blockiert hatte. Mit schweren Verletzungen - unter anderem waren die Wirbelsäule, das Kreuz- und das
Steißbein angebrochen sowie das Hüftgelenk gebrochen - wurde der 27-Jährige ins Krankenhaus von Monte Carlo eingeliefert. Zunächst bestand keine akute
Lebensgefahr, doch dann bekam Hans Herrmann plötzlich massive Kreislaufstörungen.

In seinem Buch "Ich habe überlebt", schildert er: "Ich war dem Tod näher als dem Leben. Wäre nicht zufällig ein Stuttgarter Arzt, ein Spezialist für Herz- und
Kreislauferkrankungen, als Rennbesucher in Monaco gewesen, wäre ich gestorben. Er kam zu mir ins Krankenhaus, um mich zu besuchen, erfuhr von meinem
Zustand und rettete mir das Leben." Später wurde Herrmann in eine Münchner Klinik verlegt, wo er monatelang in einem Gipskorsett verbringen musste.
Dort hörte er im Radio von der Tragödie beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans, die damals 85 Menschenleben forderte und am Ende der Saison 1955 zum
(vorübergehenden) Ausstieg von Mercedes-Benz aus dem Rennsport führte. Eigentlich war Herrmann dafür vorgesehen gewesen, in Le Mans jenen 300 SLR
zu fahren, der dann, gesteuert vom Franzosen Pierre Levegh, auf Grund eines erzwungenen Ausweichmanövers auf der Start- und-Ziel-Geraden in die
Zuschauermenge raste.

Auf der Berliner Avus versagten die Bremsen

Glück im Unglück hatte Hans Herrmann auch bei seinem dritten schweren Rennunfall. 1959 wurde der Große Preis von Deutschland ausnahmsweise nicht auf
dem Nürburgring, sondern auf der Berliner Avus ausgetragen, einer stupiden Vollgaspiste, die nur aus zwei endlos langen Geraden sowie einer Steilwandkurve
im Norden und einer 180-Grad-Kehre am südlichen Ende bestand. Herrmann konnte an diesem Rennen nur deshalb teilnehmen, weil ihm sein englischer
Rennfahrerkollege Stirling Moss seinen privaten BRM zur Verfügung gestellt hatte, während Moss selbst einen Cooper des Rob-Walker-Teams steuerte.

Der Schwabe ging relativ lustlos und mit traurigen Gedanken an den Start, denn am Vortag war bei einem Sportwagenrennen sein französischer Freund
Jean Behra in der Steilwandkurve tödlich verunglückt. Schnell formierte sich ein Führungstrio mit den Amerikanern Gregory und Gurney sowie dem Engländer
Brooks, denen Herrmann mit Respektabstand folgte. Dann passierte das, was er kurz vor dem Start in einer Art Vorahnung mit seinem Freund und Rennfahrer-
kollegen Graf Berghe von Trips diskutiert hatte. Bei der Anfahrt zur Südkehre versagten an Herrmanns BRM bei 290 km/h die Bremsen, weil ein Bremsschlauch
gerissen war. Vor ihm im Scheitelpunkt der Kurve standen die Zuschauer dicht gedrängt. Würde er in sie hineinrasen, würde es ein noch größeres Blutbad
geben als vor vier Jahren in Le Mans, schoss es ihm durch den Kopf. Also steuerte Hans Herrmann instinktiv auf die als Streckenbegrenzung dienenden
Strohballen zu, die durch einen vorangegangenen Regenschauer allerdings hart wie Beton waren. Der Aufprall war so heftig, dass der BRM 70 Meter weit und
sich mehrmals überschlagend durch die Luft gewirbelt wurde. Herrmann wurde herausgeschleudert und wie durch ein Wunder nur leicht verletzt. Die Ärzte
im Krankenhaus diagnostizierten lediglich Prellungen, Hautabschürfungen
und einen Schock.

Das letzte Rennen in Le Mans 1970

Im Hospital hatte er Zeit, über sein bisheriges Leben nachzudenken. Den Führerschein hatte er mit 18 gemacht. Sein erstes Auto, einen BMW Wartburg, hatte
ihm die Mutter für drei Pfund Schweineschmalz, zehn Pfund Zucker, zwei Pfund Kaffee, drei Stangen Zigaretten und 7000 Papiermark gekauft. Sein erstes Autorennen
hatte er in Hockenheim gesehen, seine erste Motorsportveranstaltung, an der er, auf einem Porsche 1300, teilgenommen hatte, war 1951 die Hessische Winterfahrt
gewesen. Er und sein Beifahrer hatten sie auf Rang 140 von 150 Teilnehmern beendet. Aber schon bei der nächsten Veranstaltung, der Deutschland-Rallye, war er
Klassensieger geworden. Der Grundstein für eine glanzvolle Rennfahrerkarriere war gelegt.

Hans Herrmann war in der Folge bei Rallyes ebenso erfolgreich wie bei Berg- oder Rundstreckenrennen. Er bildete zusammen mit Juan-Manuel Fangio, Stirling Moss
und Karl Kling die Mercedes-Benz-Werksmannschaft von 1954 und 1955, er fuhr Monoposti von BRM, Cooper, Lotus, Maserati und Veritas, er fuhr Sportwagen von
Abarth, Ferrari und Borgward. Die meisten Rennen bestritt der bodenständige Schwabe aber für Porsche. Allein dreizehnmal ging er für die Stuttgarter Sportwagenfirma
in Le Mans an den Start, zuletzt im Juni 1970 mit einem Porsche 917 und dem Engländer Richard Attwood als Partner. Es war ein Rennen, über das ständig Wolkenbrüche
niedergingen, die das Fahren im Grenzbereich zum Ritt auf der Rasierklinge machten. Irgendwann in jener Nacht vom 13. auf den 14. Juni schwor sich Hans Herrmann,
inzwischen Vater von zwei Söhnen: "Wenn du überlebst, hörst du mit dem Rennsport auf." Herrmann überlebte nicht nur, sondern gewann den französischen Langstrecken-
klassiker zum ersten und einzigen Mal. Dennoch hielt er Wort, sehr zur Freude seiner Frau Madeleine, mit der er seit 1962 verheiratet ist: Es war sein letztes Rennen.
Hans im Glück wollte Fortuna nicht länger herausfordern.

Quelle: Stuttgarter Zeitung vom 12.02.2008

Aktuell Unser TV-Tip: 18. Februar 2008 „Hans im Glück“
Die Rennfahrerlegende Hans Herrmann wird 80, Sendung am Montag, 18.02.2008, 18.15 bis 18.45 Uhr im SWR3 Baden Württemberg

BR-Alfa: Sonntag, den 24.2.2008 22:45 Uhr - Hans Herrmann, Rennfahrer-Legende

Hier geht es zur Internetseite von Hans Herrmann

Historie und Rennlegenden bei Dunlop: Der Hans in Glück

Wikipedia über Hans Herrmann

F1-Geschichte: Hans Herrmann wird 80



Geschrieben von Dirk O. am 19.02.2008 um 07:26:

 

Hallo,

im aktuellen Heft Porsche Fahrer ist auch ein schöner Bericht über Hans Herrmann drin. Ist eine gute Ergänzung.
Vermutlich haben wir Abonnenten das Heft etwas eher bekommen, am Kiosk wird es noch nicht erhältlich sein.

Grüße, Dirk



Geschrieben von Manfred Placzek am 19.02.2008 um 10:24:

Pfeil 80 Jahre Hans Herrmann

Danke für den Hinweis Dirk,

gestern am Abend lief im SWF3-TV über 30 Minuten ein Bericht mit aktuellen Interview zu 80 Jahre Hans Herrmann.
Überwiegend in seinem Trophäen-Keller, den durfte ich vor 2 Jahren bei einem Besuch bei Hans auch sichten. großes Grinsen

>>
1959 auf der AVUS in Berlin: Herrmann kniet auf der Straße,
sein Auto überschlägt sich. Er bleibt fast unverletzt

Hier auch ein aktueller Bericht bei Bild: „Unsere härtesten Gegner waren Frauen“

Der aktuelle Buchtip: „Hans Herrmann Story“– das Buch erscheint am 23. Februar im Motorbuch-Verlag, 39,90 Euro



Geschrieben von Manfred Placzek am 21.02.2008 um 19:12:

Daumen hoch! Dr. Wolfgang Porsche gratuliert

Dr. Wolfgang Porsche, Vorsitzender des Aufsichtsrates der Porsche AG und der Porsche Automobil Holding SE, würdigt Hans Herrmann:

„Seine Vielseitigkeit als Fahrer ist legendär. Ob in der Formel 1, bei Bergrennen oder im Langstreckenwettbewerb - überall hat er durch über-
zeugende Fahrleistungen beeindruckt. Und in der Regel ist er ganz vorne mitgefahren, kontinuierlich über nahezu zwei Jahrzehnte hinweg."

Hier geht es zu dem Bericht bei inar.de:



Geschrieben von Manfred Placzek am 24.02.2008 um 10:20:

Daumen hoch! Ein Vorbild feiert Geburtstag: Hans Herrmann

Hans Herrmann, letzter noch lebender Pilot der echten Silberpfeile sowie verantwortlich für den ersten Porsche-Sieg in Le Mans feiert heute
seinen 80. Geburtstag. Überall werden die Legenden und Geschichten wieder erzählt, zu Recht, denn seine Karriere war einzigartig.

Hier geht es zu dem Bildbericht bei Project Le Mans



Geschrieben von HE-Manfred am 26.02.2008 um 20:42:

 

Hier ist noch ein Link zur Motor Klassik. Das wird der 80. Geburtstag von Hans Herrmann auch entsprechend gewürdigt

http://www.motor-klassik.de/auto_U_technik/impressionen_-_oldtimerreisen/hxcms_article_509906_14702.hbs

Gruss



Geschrieben von Manfred Placzek am 30.08.2008 um 13:02:

Daumen hoch! Mit 80 Jahren...

...noch immer ein Vielfahrer


Der frühere Rennfahrer Hans Herrmann fährt auch mit 80 noch fast,
50.000 Kilometer im Jahr. Foto: AP

Sindelfingen - Der Sindelfinger Hans Herrmann ist Formel-1-Rennen für Mercedes gefahren und hat 1970 sein
letztes Rennen mit einem Porsche 917 in Le Mans gewonnen. Heute ist er 80 und Chef einer Autozubehörfirma.
Michael Petersen hat er verraten, wie oft er noch am Steuer sitzt.

Hier geht es zu dem Interview bei der Stuttgarter Zeitung



Geschrieben von Manfred Placzek am 16.02.2012 um 10:40:

Idee RE: Hans Herrmann wird 84


In der kommenden Woche feiert Hans seinen 84. Geburtstag. Hier ein Bild aus November 2011 von der Porsche Rennsport Reunion IV in Laguna Seca.
Danke für den Hinweis lieber Kurt Ja



Geschrieben von Kurt Ahrens am 16.02.2012 um 20:21:

  RE: Hans Herrmann wird 84

Ich bin glücklich, das ich 1968 einen Menschen kennengelernt habe, mit Namen
Hans Herrmann. Jener Hans Herrmann,den die Menschen auch als Hans im Glück
kennen.

Durch seine weltweiten Erfolge bekannt auf Porsche, Mercedes, Abarth, Borgward,
Brabham, Lotus usw. hat er mit dem Sieg bei den 24 STD. von Le Mans seine aktive
Laufbahn beendet.

Nicht nur wegen seines fahrerischen Könnens, sondern auch als
Mensch ist er für mich der Beste auf der Welt. Heute noch sind wir bei
einigen Veranstaltungen als Gast dabei. Hans Herrman wird 84 Jahre.
Herzlichen Glückwunsch

Reni u.Kurt.


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