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Wie recht hatten sie bei Porsche, als sie die neue Elfer-Generation des Modelljahres 1978 ''Super Carrera'' tauften. An ihm passte einfach alles: die breite, vom Vorgänger Carrera 3.0 übernommene Karosserieform, der unempfindliche wie drehfreudige Dreiliter- Motor. Als Coupé und Targa, und später sogar als lang vermisste Cabriolet-Variante, wurde der 911 SC zum Publikumsliebling. Als jener Elfer, der an der Zeitenwende nachfolgenden 911-Generationen den Weg ebnete, gebührt dem 911 SC eine Sonderstellung.
Zur IAA 1979, Motto: ''Mit dem Auto mobil'', wollte Porsche sicher gehen, dass die Botschaft angekommen war: ''In Zuffenhausen mit handwerklicher Sorgfalt hergestellt, sind SC Coupé und SC Targa nach wie vor die Aushängeschilder des Hauses Porsche'', hieß es in einer offiziellen Verlautbarung. Der 911, das Aushängeschild! Nicht der 928 oder gar ein anderes zukünftiges Modell! Die Unruhe, die mit der Einführung des 911 SC zum Modelljahr 1978 einher gegangen war, hatte offenbar bei allen Beteiligten Spuren hinterlassen.
Auslöser war die Typenbezeichnung SC gewesen, mit dem der Elfer in sein 15. Jahr ging. Tester Klaus Westrup von auto, motor und sport prophezeite angesichts der Porsche-Historie das Ende der Baureihe, erwartete eine Wiederholung der Geschichte: ''Auf die Zusatzbezeichnung SC hörte schon einmal ein Porsche. Es war der letzte der berühmten 356-Baureihe, und er verschied, 95 PS stark, Mitte 1965. Nicht mangelnde Kauflust seiner Interessenten war der Grund für das damalige Ableben, sondern ein moderner Konkurrent, der 911 aus dem gleichen Hause. Er war der – zunächst parallel laufende – Nachfolger.'' Als Thronfolger und Königsmörder zugleich betrachtete Westrup den neuen Porsche 928, für ihn war klar: ''Der berühmte Elfer wird schon in absehbarer Zeit sterben und damit dasselbe Schicksal erleiden wie sein Vorgänger mit der Typenbezeichnung 356.''
Klaus Westrup sollte sich irren – zum Glück. Der ersten Version des 911 SC (Super Carrera) von 1977 folgte zum Modelljahr 1980 eine stärker motorisierte Variante mit 188 PS und eine 204 PS leistende Version schon im Jahr darauf. Noch eine besondere Rolle fiel dem 911 SC zu: Ab 1983 war er als erster Elfer endlich auch als Cabriolet zu haben und zum Modelljahr 1984, als der Nachfolger schon in Produktion war, folgte mit dem 911 SC/RS eine speziell für den Motorsport entwickelte Hochleistungs-Variante.
Was nicht wenige Kunden und Beobachter der technischen Entwicklung bei Porsche also für das Ende der legendären, luftgekühlten Heckmotor-Fahrzeuge hielten, wurde vielmehr zu einem Bindeglied zwischen den Anfängen des 911 und dessen Zukunft in Form von 911 Carrera 3.2 und sogar 964. Ohne den 911 SC würde es heute vielleicht keinen 991 geben...
Die Begeisterung über das neue 911-Modell fiel zuerst verhalten aus. Porsche-Chef Ernst Fuhrmann ging 1977 davon aus, dass der 911 aufgrund seiner Beliebtheit noch zwei, drei Jahre gebaut und dann eingestellt werden würde. Weil Porsche in den unsiche- ren Zeiten des Übergangs, als das Schicksal der Konstruktion 911 besiegelt schien und der 928 Entwicklungskapazitäten band, keine großen Bemühungen und Investitionen tätigen wollte, war der 911 SC kein neues Auto geworden, sondern eine Weiterentwicklung des vorherigen G-Modells sowie des Carrera, die er beide ersetzte.
Aktuellen Ausgabe 01/2012 der PORSCHE FAHRER
Text und Bilder: PORSCHE FAHRER
__________________ Viele Grüße,
Manfred
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