PORSCHE Klassik-Forum
Registrierung Kalender Mitgliederliste Teammitglieder Suche Häufig gestellte Fragen Zur Startseite

PORSCHE Klassik-Forum » Historik und Klassik zu PORSCHE » Mythos PORSCHE, es war einmal eine Zeit! » Der verhinderte Champion » Hallo Gast [Anmelden|Registrieren]
Letzter Beitrag | Erster ungelesener Beitrag Druckvorschau | An Freund senden | Thema zu Favoriten hinzufügen
Neues Thema erstellen Antwort erstellen
Zum Ende der Seite springen Der verhinderte Champion
Autor
Beitrag « Vorheriges Thema | Nächstes Thema »
Manfred Placzek
Website Manager


images/avatars/avatar-62.jpg

Dabei seit: 17.02.2006
Beiträge: 5.987

Text Der verhinderte Champion Auf diesen Beitrag antworten Zitatantwort auf diesen Beitrag erstellen Diesen Beitrag editieren/löschen Diesen Beitrag einem Moderator melden       Zum Anfang der Seite springen


Ein Fall fürs Museum: In Stuttgart hat der im Rennen niegefahrene Rennwagen seinen entgültigen Platz gefunden. Ob er konurrenzfähig gewesen wäre, bleibt unergründet.

Porsches Cisitalia sollte für Italien Grand-Prix-Erfolge feiern. Und tat es nie.

Von Jan-Henrik Muche
Am 2. Februar 1947 kam es zur Unterzeichnung eines Vertrages zwischen Ferry Porsche und dem italienischen Industriellen Piero Dusio. Es ging um nicht mehr und
nicht weniger als die (Rück-)Eroberung des Grand-Prix- Rennsports. Die damals im österreichischen Gmünd angesiedelte Porsche KG sollte einen Grand Prix-Wagen
für den berühmten Rennfahrer Tazio Nuvolari entwickeln, der bereits vor dem Krieg in Form des Auto Union-Silberpfeils eine Porsche-Konstruktion gelenkt hatte. Jetzt
wollte Nuvolari wieder angreifen, es fehlte aber ein konkurrenzfähiges Auto. Rudolf Hruska hatte den Kontakt zur Firma Porsche hergestellt, Piero Dusio fungierte als Geld-
und dessen 1943 gegründete Firma Compagnia Industriale Sportiva Italia (Cisitalia) als Auftraggeber. Carlo Abarth war für den Posten des Rennleiters vorgesehen.

Man kannte sich, die Bande untereinander waren eng: Hruska war als ehemaliger Porsche-Mitarbeiter federführend an der Entwicklung des Auto Union-Rennwagens
beteiligt gewesen. Nuvolari war auf dieser Porsche-Konstruktion Rennen gefahren. Der als Rennleiter vorgesehene Österreicher Abarth war mit der Sekretärin von
Ferrys Schwager, Dr. Anton Piech, verheiratet, und Dusio sollte Porsche Aufträge vermitteln.

Jetzt füllte der Textilkaufmann Dusio mit eigenen Projekten die Auftragsbücher, das erste Honorar diente dazu, die für die Freilassung von Ferdinand Porsche geforderte
Kaution zu bezahlen. Der war zu diesem Zeitpunkt wegen seiner Verstrickung in die Kriegsproduktion der Nazis von den Franzosen inhaftiert. Neben der Entwicklung des
GP-Rennwagens vom Typ 360 war die Entwicklung eines zweisitzigen Mittelmotorsportwagen mit Achtzylinder-Boxermotor vorgesehen.

Priorität besaß zunächst der Rennwagen, der gemäß des Grand-Prix-Reglements als Saugmotor über 4,5 Liter Hubraumoder1,5 LiterHubraum und Kompressor-Aufladung
verfügen sollte. Geplant war, dass Porsche die Konstruktion leitete, während der Bau des Wagens in Turin bei Dusios Firma Cisitalia stattfinden sollte.

Als Vertreter der Mittelmotor-Philosophie, die sich im GP-Sport noch längst nicht flächendeckend durchgesetzt hatte, beruhte der Cisitalia 360 auf den Erfahrungen von
Professor Ferdinand Porsche aus der Auto Union-Zeit, war aber nichtsdestoweniger wegweisend. Der Motor, ein längs im Rücken des Fahrers installiertes Zwölfzylinder-
Boxertriebwerk, leistete 350 PS bei 10 500/min, die vier obenliegenden Nockenwellen wurden von Königswellen angetrieben. Ein leichter Gitterrohrrahmen trug die Außenhaut
und die seitlich angebrachten, abnehmbaren Tanks.

Zur Verbesserung der Traktion wurde ein zuschaltbarer Vorderradantrieb konstruiert, die ratschenähnliche Durchzugsschaltung arbeitete mit nur einer Schaltebene. Um das
Gewicht noch gleichmäßiger zu verteilen, wurde das Fünfganggetriebe hinter dem Motor angeordnet - bis heute eine im Rennwagenbau übliche Praxis. Kurz bevor die Entwicklung
zu Ende gebracht werden konnte, geriet Piero Dusio in finanzielle Schwierigkeiten und stoppte Ende 1948 die Arbeiten am Grand-Prix-Wagen.

Es blieb bei einem Prototypen, ein zweites Fahrzeug wurde nur noch zum Teil fertiggestellt. Trotz seiner theoretischen Überlegenheit hatte der Cisitalia noch keinen
Renneinsatz erlebt. Im Frühjahr 1949 wanderte Piero Dusio nach Argentinien aus, um dort im Auftrag des Staatschef Peron eine einheimische Automobilindustrie
zu etablieren. Die eineinhalb Wagen hatte Dusio mitgenommen, der komplexe und filigrane Motor war jedoch nicht in den Griff zu bekommen, so dass der Cisitalia 360
auch in Übersee über Probeläufe nicht hinauskam.

Mit der Einführung eines neuen Grand-Prix-Reglements im Jahr 1952, welches den Einsatz der Kompressor-Technik untersagte, hatte sich die Porsche-Konstruktion
endgültig überlebt, das Auto wurde von der Nachfolge-Regierung Perons beschlagnahmt. Die letzte Reise trat der Cisitalia 1960 an: Auf abenteuerlichen Wegen
gelang es dem örtlichen Porsche-Importeur, den Rennwagen in die Transport-Kiste eines frisch zu Rennzwecken eingeführten Porsche Spyder und auf dem Seeweg
zurück nach Stuttgart zu schaffen. Dort steht er heute im Porsche-Museum.

Quelle: Braunschweiger Zeitung, 15. Dezember 2007, Auto und Verkehr, Seite M01

Weitere technische Informationen zum Cisitalia gibt es bei Classic Driver

__________________
Viele Grüße,

Manfred
15.12.2007 19:53 Manfred Placzek ist offline E-Mail an Manfred Placzek senden Homepage von Manfred Placzek Beiträge von Manfred Placzek suchen Nehme Manfred Placzek in deine Freundesliste auf
Baumstruktur | Brettstruktur
Gehe zu:
Neues Thema erstellen Antwort erstellen
PORSCHE Klassik-Forum » Historik und Klassik zu PORSCHE » Mythos PORSCHE, es war einmal eine Zeit! » Der verhinderte Champion

Impressum

Forensoftware: Burning Board 2.3.4, entwickelt von WoltLab GmbH