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Zum Ende der Seite springen Mille Miglia
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Manfred Placzek
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Dabei seit: 17.02.2006
Beiträge: 5.985

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Tausende begeisterter Zuschauer säumen die Strecke. Hier ein 1938er Wanderer auf dem Campo in Siena.

Italien im Taumel der Mille Miglia

Von Eckhard Schimpf

Brescia-Rom-Brescia: Vom 15. bis 17. Mai rollen 375 Klassiker auf den Spuren eines legendären Rennens.

Vergnügen hat viele Facetten. Bei der Mille Miglia prägen Strapazen den Spaß. Die Schultern schmerzen, die Schuhsohlen glühen, die Hände sind
taub von Lenkradkurbelei und Schaltorgien. In den Coupé-Cockpits wabern Sauna-Hitze und Öldunst. 32 Stunden lang. An drei Tagen. Die 1600
Kilometer Brescia-Rom-Brescia sind keine Spazierfahrt. Schon gar nicht im Fahrtwind offener Roadster. Teuer ist die Tour noch dazu. Der Einsatz,
eine Tortur für jedes Autos, kann leicht 20 000 Euro kosten. Dennoch rollen in Brescia jedes Jahr 375 historische Sportwagen an den Start.

Mehr werden nicht zugelassen, obwohl alljährlich etwa 1000 Oldtimer-Eigner aus aller Welt um die Teilnahme kämpfen. Die Anziehungskraft hat Gründe.
Es gibt auf der ganzen Welt keine faszinierendere Oldtimer-Rallye. Mehr noch: Die Mille Miglia mobilisiert über eine Million Zuschauer, mehr als jede
andere Motorsportveranstaltung.

Die Klassiker-Szene boomt. Es gibt kaum eine Stadt ohne Oldie-Tour. Aber was ist das schon gegen eine Mille Miglia, die durch mittelalterliche Städte
wie Ferrara und Rom, Siena und Florenz führt?

Alle diese rollenden Antiquitäten entstammen noch jener Motorsport-Epoche, die Chronisten die heroische nennen. Damals galt der Spruch:
"Wer Rennen fährt, der muss damit rechnen, die Heimfahrt in einer Holzkiste anzutreten."

Viele der Renngeräte, die heute "die Mille" bestreiten, waren schon vor 50, 70, 80 Jahren dabei. Auf den endlosen Geraden durch die Po-Ebene, im
hügeligen Auf-und-Ab der Toskana oder im Kurvengewirr des Raticosa-Passes. Ja, genau diesen Mercedes 300 SLR, den jetzt mit Ex-Rennfahrer
Jochen Mass steuert, fuhr im Jahr 1955 Juan-Manuel Fangio. In jenem Alfa Romeo 8C 2300 Monza hockte einst Tazio Nuvolari, und in diesem knallroten
Ferrari 340 saß schon Alberto Ascari, der Weltmeister von 1952 und 1953. Derartige Autos sind Kostbarkeiten wie ein Monet oder Picasso. Längst treibt
das Prädikat "mille-miglia-tauglich" die Preise in schwindelnde Höhen.

Diese Geschichtsträchtigeit, diese historische Nähe gibt es sonst nirgends. Die brodelnde Begeisterung auch nicht. Ferrara nachts um halb eins: Hier
wird die Etappenankunft wie eine Theaterpremiere zelebriert. Zehntausende drängen sich im Stadtkern. Schlemmerzelte, Bars und Restaurants sind
brechend voll. Die Lichtkegel aus den Scheinwerfern der alten Boliden strahlen lachende Menschen an, die den Fahrern auf die Schultern klopfen,
ihnen die Hände schütteln.

Die Bilder gleichen sich. Ob in Verona oder in Siena, in Orvietto oder in irgendeinem Abruzzen-Städtchen: Überall werden Kameras hochgehalten.
Kinder haben schulfrei und winken. Mädchen blinkern aufmunternd, alte Männer krächzen "bella macchina" und ein Priester bahnt mit wehender
Soutane den Autos den Weg vors Kirchenportal. Die Carabinieri rufen selbst bei roter Ampel aufmunternd "avanti". Und sie helfen, wenn Motoren
überhitzt sind. Sie feuern den bunten Tross von ihren Motorrädern aus zu mehr Tempo an und verwandeln – mit Blaulicht vorweg – die Mittelstreifen
der Straßen zur dritten Spur. Die Mille Miglia ist Italiens Volksfest: "La corsa pio bella del mondo" – das schönste Rennen der Welt.

Was sind das für Leute, die da mitfahren? Sie kommen aus 26 Ländern, selbst aus Argentinien, Australien und Japan. Bunte Typen und Biedermänner,
Top-Manager und Rennfahrer, Spinner und Bastler, Künstler, Adlige und schicke Frauen. Ihrer aller Lebensgeschichte mag so schillernd sein wie die
Historie ihrer Autos. Was sie verbindet, ist die Liebe zu seltenen Sportwagen, die 120 000 Euro kosten wie ein Porsche von 1956 oder 8 Millionen Euro
wie ein Ferrari von 1952.

Solch ein Mai-Wochenende verscheucht jede Melanchologie. Hier gibt es keine -Debatte, keine Zweifel am Auto. Längst haben Audi, Mercedes und
BMW diese Gala als Werbebühne erkannt. Glücklicherweise. Nur so kann die Mille Miglia überleben.

Quelle Newsclick.de von Freitag, 15.02.2008

Weitere Infos zur Mille Miglia:

Faszination Oldtimer: 80 Jahre Faszination Mille Miglia

Motor Klassik: 80 Jahre Mille Miglia

Mille Miglia: Der Film mit vielen Infos

__________________
Viele Grüße,

Manfred
16.02.2008 09:41 Manfred Placzek ist offline E-Mail an Manfred Placzek senden Homepage von Manfred Placzek Beiträge von Manfred Placzek suchen Nehme Manfred Placzek in deine Freundesliste auf
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