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Zum Ende der Seite springen Gerhard Mitter-Sonderausstellung in Tübingen
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Manfred Placzek
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Dabei seit: 17.02.2006
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Text Gerhard Mitter-Sonderausstellung in Tübingen Auf diesen Beitrag antworten Zitatantwort auf diesen Beitrag erstellen Diesen Beitrag editieren/löschen Diesen Beitrag einem Moderator melden       Zum Anfang der Seite springen

Im Boxenstop-Museum in Tübingen findet noch bis zum 28. Mai 2006 eine Sonderausstellung über Gerhard Mitter statt. Neben einigen schönen Fahrzeugen, so z.B. sein Targa Florio Siegerwagen von 1969, sind auch viele private Fotos und Utensilien des viel zu früh verstorbenen deutschen Spitzenfahrers zu besichtigen.

1000 KM 1968 Mitter bei Porsche-Testfahrten auf der Südschleife

Wer war Gerhard Mitter?
Gerhard Mitter war ein technisch versierter, sehr schneller Pilot. Am 30.08.1935 geboren, siedelte er mit seiner Familie nach dem Krieg aus dem Sudetenland nach Leonberg über. Im elterlichen Kfz-Betrieb lernte er Kfz-Mechaniker und Elektriker und begann früh, zunächst gegen den Willen der Eltern, mit Motorradrennen. 1955 konnte er dort den Titel des deutschen Junioren-Meisters erringen.

Erst 1958 beginnt er mit dem Automobil-Rennsport, damals in der neugeschaffenen Formel Junior. Diese Formel ist nicht mit den heutigen Nachwuchsformeln vergleichbar, es war kein Markenpokal, sondern man durfte nach einem zwar engen und weitgehend auf Serienteilen basierenden Reglement die Wagen selbst bauen. Damit war der inzwischen zum Kfz-Meister gewachsene Gerhard in seinem Element und baute seinen eigenen Formel Junior mit einem auf 80PS getunten Auto Union- Zweitaktmotor. Mir dem kompletten Eigenbau gelangen ihm 1959 erste Siege, dennoch setzt er ein Jahr später Fahrgestelle der englischen Schmiede von Lotus ein. Prompt wird er damit, aber immer noch mit dem selbstgetunten Motor deutscher Formel-Junior-Meister.

Von 1962 –1965 ist er im Regelfall in den kleineren Formel-Klassen unterwegs, aber es reicht auch zu einigen wenigen Formel1-Rennen. Im privaten Porsche des Grafen de Beaufort wird er dabei 1963 sensationell vierte beim Grand Prix auf dem Nürburgring. Obwohl später noch bei zwei GP`s auf der gleichen Strecke sogar für Colin Chapman`s Lotus-Team am Start, blieben seine einzigen WM-Punkte. Nationale Gaststarter waren zu jener Zeit beliebte Startgeldbringer, erhielten aber selten bestes Material, so dass Mitter seine Klasse nur andeuten, nicht aber mit Resultaten beweisen konnte.

Ab 1966 war Gerhard Mitter dann regelmäßig für das Porsche-Werksteam am Start. Dort neben der Langstrecke vor allem am Berg. Und da schrieb er eine eindrucksvolle Story: Zwei Wochen vor dem ersten Saisonlauf der Berg-Europameisterschaft hatte er einen schweren Unfall im Training zu den 1000km von Spa-Francorchamps und verletzte sich am Fuß. In einer Nacht- und Nebelaktion wurde er von Hans Herrmann aus dem Krankenhaus in Belgien geschmuggelt und nach Stuttgart gebracht. Dort erhielt er trotz seines Gipsfußes grünes Licht für einen Start am Rossfeld bei Berchtesgaden. Porsche präparierte Auto und Gips und verhalf somit Gerhard Mitter zum Start. Er siegte mit Gipsfuß und legte dort den Grundstein zum Gewinn der Berg-Europameisterschaft 1966, ein Titel, der damals einer der wichtigsten überhaupt im Rennsport war. 1967 und 1968 konnte er diesen Erfolg wiederholen.

Den Sportwagenfans am meisten in Erinnerung geblieben ist sein Erfolg im Porsche 908/2 bei der Targa Florio 1969. Nach zehn Runden auf der 72km langen Berg- und Talbahn hatte er mit seinem Partner Udo Schütz 2.48 min Vorsprung auf die Teamkollegen Vic Elfort/Umberto Maglioli.

Doch sein Ziel war noch immer die Formel1. Um ihr wieder näher zukommen, war er als Testfahrer in die Entwicklung eines neuen BMW-Formel2 – Wagen mit gelegentlichen Rennsätzen eingebunden. Mit einem dieser neuen Wagen nahm die Karriere von Gerhard Mitter am Vortag des Großen Preises von Deutschland 1969 ein viel zu frühes Ende, als er im Training aufgrund eines technischen Defektes am Schwedenkreuz von der Strecke abkam und verstarb. Gerhard Mitter hinterließ seine Frau Inge sowie die Kinder Andrea und Gerhard jr. (Auf dem Foto neben dem 908/2 der Targa Florio 69)

Und eben dieser Gerhard Mitter jr. hat nun zusammen mit Inhaber Rainer Klink die Sonderschau im Boxenstop-Museum Tübingen installiert. Und die beiden haben ganze Arbeit geleistet und einige wunderbare Stücke aus der Karriere von Mitter zusammengestellt. Und auch Frau Mitter hat ihr Fotoalbum geöffnet und viele noch nie öffentlich gezeigte Aufnahmen zur Verfügung gestellt. Am vergangenen Freitag wurde in einem kleinen, feierlichen Rahmen die Sonderschau eröffnet. Und auch viele Wegbegleiter Gerhard Mitters sind gekommen, so zum Beispiel sein Renningenieur und spätere Porsche-Rennleiter Peter Falk, Mitter`s großer Rivale und Freund Kurt Ahrens, zusammen mit Jo Siffert der erste Pilot, der auf einem 917er ein Rennen gewinnen konnte, Eberhard Mahle, GT-Bergeuropameister 1966, Herbert Linge, Porsche-Werksfahrer und Gründer der ONS-Sicherheitsstaffel, um nur einige zu nennen. Diese tauschten Erinnerungen aus, bei denen manch einem, der die Zeit nicht oder nicht bewusst erlebt hat, nur Staunen und höchster Respekt vor den Beteiligten blieb.

Am Grab von Graf Trips sagte einst Huschke von Hanstein: "Über Tote soll man nur Gutes sagen. Über Wolfgang Graf Berghe von Trips kann man nur Gutes sagen". Den Ausführungen seiner Wegbegleiter nach zu urteilen, muss es bei Gerhard Mitter mindestens genauso sein!

Die Sonderausstellung im Boxenstop Tübingen ist noch bis zum 28.05.06 zu sehen.

Weitere Infos unter:
www.boxenstop-tuebingen.de

Mehr über Gerhard Mitter:
www.motorsportphotos.de

Targa Florio 1969:
http://www.ennstal-classic.at/de_ennstalclassic_917.htm

Quelle: http://www.projectlemans.de
Unser Dank an Udo Kinkel für die Bilder

__________________
Viele Grüße,

Manfred
03.04.2006 09:59 Manfred Placzek ist offline E-Mail an Manfred Placzek senden Homepage von Manfred Placzek Beiträge von Manfred Placzek suchen Nehme Manfred Placzek in deine Freundesliste auf
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