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Zum Ende der Seite springen Der Lohner-Porsche
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Manfred Placzek
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Dabei seit: 17.02.2006
Beiträge: 5.982

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Der letzte Stammtisch mit dem Besuch von TESLA und dem Fahrzeug-Modell S hat mich dazu bewegt zu den ersten elektischen betriebenen Fahrzeugen zu recherchieren.
Hier nun das Ergebnis was gern noch von anderen Porsche-Freunden erweitert werden kann.


Beim Wiener Unternehmen „Bela Egger & Co.“ arbeitete schon seit 1893 der junge Ferdinand Porsche. Schnell wird das Talent des Autodidakten, der abends noch
Vorlesungen an der Technischen Universität besucht, sichtbar. Doch an stromernde Autos denkt bei Egger keiner – noch nicht.

Als der Wiener Kutschenfabrikant Jacob Lohner erkennt, dass die Zeit der Pferde als Transportmittel zu Ende geht, kommt es zu einer Zusammenarbeit mit Egger.
Lohner hat Studienreisen durch Amerika und Europa unternommen, er will sowohl Benzin- als auch Elektrokutschen bauen. Die geringere Lärm- und Abgasbelastung
wird schon damals als Vorteil elektrisch betriebener Fahrzeuge genannt. Egger soll die Elektrotechnik für die Kutschen des zwanzigsten Jahrhunderts liefern.

Schon am ersten elektrischen Fahrzeug arbeitete der nun 23 Jahre alte Porsche mit, doch mit gelenkten Hinterrädern und einem Elektromotor vorn ist das Konzept
weit von der Praxis entfernt. Das nächste Elektromobil konstruiert Porsche selbst. Der Egger-Lohner C.2 rollt Ende Juni 1898 erstmals über Wiener Straßen.
In wichtige Bauteile wie die Radnaben schlägt Porsche die Bezeichnung „P1“ ein – sein erstes Auto.

Obwohl es auf den ersten Blick wie eine Kutsche ohne Pferde aussieht, steckt es voller Ideen: Vorderachsschenkel-Lenkung, den 130 Kilo schweren, achteckigen
E-Motor (Oktagon) hat Porsche ebenfalls selbst konstruiert. Das Triebwerk hängt stoßgedämpft an der Hinterachse. Die Leistung beträgt 3 PS, sie ist kurzfristig auf
5 PS steuerbar. Die Kraft wird mit einem einstufigen Differentialgetriebe über Zahnkränze auf die innen verzahnten Radnaben übertragen. Ein „Controller“ bietet
12 Fahrstufen (sechs vor, zwei zurück, vier Bremsstufen).

Die Passagiere in der zweiten Sitzreihe sitzen über dem 500 Kilogramm schweren Batteriekasten. Die Blei-Akkus, „System Tudor“, 44-Zellen-Akkumulator, 120
Amperestunden, machen eine Reichweite von rund 80 Kilometern bei einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 25 km/h möglich. In der Spitze sind mit den 5 PS
kurzfristig 35 km/h drin. Das 1,35 Tonnen wiegende Fahrzeug ist überraschende 2,55 Meter kurz und hat einen Radstand von 1,60 Meter.

Im September 1899 gewinnt Porsche mit seinem P1 in Berlin nach gut anderthalb Stunden mit 18 Minuten Vorsprung eine Wettfahrt für Elektromobile. Die Distanz
hatte 40 Kilometer betragen, es ging nach Zehlendorf und zurück, die Chronisten schreiben von einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 25,8 km/h. Wenn man so will,
ist das Porsches erster Sieg in einem Rennen. Porsche hatte drei Schiedsrichter an Bord, mehr als die Hälfte der anderen Teilnehmer kam nicht ins Ziel.


Vor 116 Jahren stellte die k.u.k.-Hofwagen-Fabrik Jakob Lohner auf der Weltausstellung in Paris ein Aufsehen erregendes Fahrzeug vor: den elektrischen Lohner-Porsche.
Der Konstrukteur des von Radnabenmotoren angetrieben Autos war der zwischenzeitlich 25 Jahre alte Ferdinand Porsche. Die technische Innovation aus den Fabrikhallen in
Wien-Floridsdorf wurde von der Fachwelt bestaunt. Der von Porsche entwickelte Radnabenmotor kam ohne Getriebe und Antriebswellen aus, denn das Rad drehte sich als
Rotor des Gleichstrommotors um den mit der Aufhängung fest verbundenen Ständer. Ein Antrieb ohne mechanische Reibungsverluste und mit dem
exorbitanten Wirkungsgrad von 83 Prozent.

Insgesamt wurden rund 300 Lohner-Porsche mit dieser Technik gebaut. Die Elektromotoren in den beiden Vorderrädern, von denen jedes inklusive Antrieb 115 Kilogramm wog,
leisteten im Normalbetrieb 2,5 PS. Damit fuhr der zweisitzige Wagen 37 km/h schnell. Im sportliche Modus konnte der Wagen auf eine Geschwindigkeit von bis zu 50 km/h
beschleunigt werden, jeder Radnabenmotor leistet dabei 7 PS dieses Tempo war allerdings nur 20 Minuten lang möglich. Die 410 Kilogramm schwere Batterie ermöglichte
eine Reichweite von bis zu 50 Kilometern.

Je nach Ausstattung kostete ein Lohner-Porsche 10.000 bis 35.000 österreichische Kronen. Das Auto war damit erheblich teurer als ein Wagen mit Verbrennungsmotor und
wurde deshalb ausschließlich von betuchten Kunden gekauft. Einen Lohner-Porsche fuhren zum Beispiel der Wiener Kaffee-Großunternehmer Julius Meinl, der Markgraf Sandor
Pallavicini, Fürst Egon von Fürstenberg, der Schokoladenfabrikant Ludwig Stollwerck und der Bankier Baron Nathan Rothschild.

Diese Herrschaften durften sich über ein gutmütig zu handhabendes Automobil freuen. Die Fachpresse urteilte, der Wagen zeige "kein Schleudern in scharfen Kurven oder auf
glattem, holprigen Pflaster, oder zum mindesten nur für Augenblicke, ganz wie beim Pferdetrieb, bei welchem das Schleudern äußerst kurz und nur selten fühlbar wird."

Noch im selben Jahr 1900 entwickelte und baute Porsche in Floridsdorf Rennwagen, die von seinen Radnabenmotoren angetrieben wurden. In einem Fall wogen allein die
Batterien 1800 Kilogramm. Diesen Rennwagen, der eine Geschwindigkeit von 60 Stundenkilometer erreichte, lieferte Porsche persönlich beim Kunden ab. Er fuhr ihn nach
Luton, nördlich von London, und übergab ihn dem Amateurrennfahrer E.W. Hart.

Diese Porsche Erfindung schaffte es später dann noch bis auf den Mond: Die NASA nutzte die Idee des elektrischen Radnabenmotors für ihr legendäres Mondauto.

Möglicherweise hat TESLA USA diese Vorteile vor einige Jahren erkannt und diese mehr als 100 Jahre alte Porsche-Entwicklung in aktuelle Fahrzeugtechnik gebracht.

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Viele Grüße,

Manfred
07.10.2016 20:50 Manfred Placzek ist offline E-Mail an Manfred Placzek senden Homepage von Manfred Placzek Beiträge von Manfred Placzek suchen Nehme Manfred Placzek in deine Freundesliste auf
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